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Achtsamer Umgang mit allem Leben – Die 8a auf dem Biohof

Bei einem Ausflug zu den Herrmannsdorfer Landwerkstätten erlebte die Klasse 8a hautnah, was ökologische Landwirtschaft bedeutet. Zwischen Küken-Pavillon, Schweinegehege und Obstwiesen lernten die Schülerinnen und Schüler nicht nur die Unterschiede zwischen Hahn und Huhn kennen, sondern auch, wie respektvoller Umgang mit Tieren und nachhaltiges Wirtschaften in der Praxis funktioniert. Ein Ausflug für alle Sinne – vom strengen Schweinegeruch bis zum frisch gebackenen Brot.

Hermannsdorfer Landwerkstätten

Was wie eine Europareise klingt, war ein Ausflug der 8a mit S-Bahn und Bus ins bayerische Umland nach Glonn zu den Hermannsdorfer Landwerkstätten. Herrmannsdorf ist der Mittelpunkt eines Netzwerkes von über 100 ökologisch wirtschaftenden Partnerbauern und Herstellern in der Region, wobei Herrmannsdorf als Schwerpunkt die Verarbeitung der ökologisch erzeugten Pflanzen und Tiere in Metzgerei, Bäckerei, Käserei und Brauerei sowie die Vermarktung der Lebens-Mittel in ökologischer Qualität übernimmt. Hinter diesem Herrmannsdorfer Verbund steht das umfassende Leitbild eines achtsamen Umgangs mit allem Leben und Lebensnotwendigen. Meine Befürchtungen, dass die Schüler und Schülerinnen, zumindest die, die bei ihrer letzten Klassenfahrt schon einige Tage auf einem Bauernhof verbracht haben, schon alles wüssten, löste sich schnell in Luft auf.

Erste Begegnungen im Küken-Pavillon

Auf dem großen Freigelände mit Schaukeln, Tischen und Bänken steht ein Küken-Pavillon. Hinter zwei Scheiben liefen, wie der Name sagt, „Küken“. Die Begriffe machten Schwierigkeiten: Küken, das sind doch immer Hühner (küken)?  Auch wenn diese hier einen Entenschnabel haben? Vielleicht werden das ja noch Hühner? Es gibt also auch Entenküken. Hahn, Henne, Küken? Und Huhn? Ja, auch der Hahn ist ein Huhn, ein männliches. Gar nicht so einfach, nicht nur für die Schüler, deren Muttersprache nicht deutsch ist.

Schweinegeruch und Obstwiesen

Nach einem kurzen Blick in die Käserei und Erklärung wie Käse entsteht, ging es zu den Schweinen. Schnell verschwanden Nasen in Rollkragen, Schal oder Jackenkragen. „Boah, was stinken die, dabei sehen sie ganz sauber aus“. Rosa-schwarz-gefleckte Teenagerferkel ärgerten ihre gleichaltrigen Artgenossen, knufften, schubsten und jagten sich und die, die ihre Ruhe haben wollten, grunzten genervt- ganz wie im Schulalltag der Teenager auf der anderen Seite des Zauns. Bei den Gewichtsschätzungen von drei Wochen alten Ferkeln und 200kg schweren Muttersauen lagen viele ganz richtig. Leider waren die übrigen Schweine, die nicht gerade Ferkel hatten und draußen im Wald leben, zum Beobachten zu weit weg vom Hof.

Zwischen Apfelbäumen und Shropshire-Schafen

Weiter ging es, weg vom strengen Schweinegeruch zu Obstwiesen und Sträuchern. Zwischen Apfel-, Birnen-, Zwetschgen-, Quitten- und Marillenbäumen pickten Hühner und grasten Schafe. Der Weg über die Obstweide barg für Viele kein geruchliches, aber ein taktiles Problem. Auch mit den wildesten Verrenkungen war dem Schafdung und dem Hühnermist kaum auszuweichen. Das aus dem Stall genommene Huhn saß zufrieden auf dem Arm und genoss die wenigen Streicheleinheiten. Die meisten der Schüler trauten sich dann doch nicht, es anzufassen. Hähne krähten und machten ganz klar, wer wo der Boss ist. Die Hühner entstammen einer Kreuzung steirischer Sulmtaler Hennen und französischer Les Bleues Gockel. Diese Bressehuhn-Kreuzung ist ein sogenanntes Zweinutzungshuhn. Die Hennen legen Eier, die Hähne setzen Fleisch an- und werden so auch genutzt und nicht gleich nach dem Schlüpfen getötet.

Neugierig mischten sich Schafe in Erwartung auf Futter und Streicheleinheiten unter die Schüler und Schülerinnen. Die ursprünglich aus England stammenden Shropshire flößten dann doch so manchem „coolen“ Schüler Respekt ein. Als alles Futter verteilt war, ging es außen an der Metzgerei vorbei zurück zum Hof. Uns wurde erklärt, dass die Rinder von den umliegenden Höfen angeliefert werden, sie aber vor dem Schlachten mindestens noch eine Nacht mit ordentlich Stroh, Futter und Wasser verwöhnt werden. Das gebiete nicht nur der Respekt vor dem Leben der Tiere, sondern das merke man auch dem Fleisch und der Wurst geschmacklich an. Die Rinder, die an diesem Freitag angeliefert wurden, hatten Glück, sie durften noch das ganze Wochenende ihr Leben genießen.

Bei der anschließenden Brotzeit mit frisch gebackenem Brot und Käse wurden dann die Geschmacksnerven beansprucht.

Etwas gelernt? Hoffentlich, ein Ausflug für alle Sinne, bestimmt.

Dr Birgitt Salamon

Klassenleitung 8a

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